Umgebung

Kelten und Franken

Hallstattzeitliche Keramik, 1976 auf dem Gelände von Schloß Birlinghoven gefunden. Landesmuseum Inv. 77.1624
Hallstattzeitliche Keramik, 1976 auf dem Gelände von Schloß Birlinghoven gefunden. Landesmuseum Inv. 77.1624

Die Gegend um Bonn und Siegburg war schon in der älteren Steinzeit bewohnt, wie der Fund eines kleinen Steingerätes in der Nähe von Stieldorf beweist. Ortsnamen wie Siegburg (Sigema = Sieg) und Hennef (Hanopha) gehen auf keltische Namen zurück, ebenso die vielen auf die Endsilben -lar oder -mar lautenden Ortschaften der Umgebung.

Während die Kelten noch nicht über die Mittel verfügten, die Waldgebiete urbar zu machen und daher die Heide bewohnten, erschlossen sich die sie verdrängenden Franken die bewaldeten Hang- und Hochlagen. Ihre neuen Siedlungen tragen die Silbe -hoven (von Hof, ursprünglich Huf mit der Bedeutung eines Hofes mit einem Ackergebiet für ein Perd gleich 40-60 Morgen) im Namen. Eine solche Gründung war auch Birlinghoven (früher "Berthelinghoven", was soviel wie Hof der Berteling heißt).

1903 oder 1904 entdeckt man bei den Erdarbeiten für ein Wasser-Reservoir vor dem Schloß ein Grab aus der Zeit ca. 500 Jahre v. Chr. Förster Bogroi bericht 1932 dem Wallraf-Richartz-Museum: "Bei den Ausschachtungen wurde nun bereits am ersten Tage in einer Tiefe von etwa 50cm eine alte Brandstelle, schwarz- und rotgebrannter Kies und Sand gefunden." Die Funde, Hals- und Armringe aus Bronze, zwei Bernsteinperlen und Ohrringe, befinden sich heute im Rheinischen Landesmuseum, Bonn.

Bei der Neufundamentierung der Diana-Gruppe im Park des Schlosses findet man dann 1976 in einem bis dahin unbeachteten Hügel von 21,5 Meter Durchmesser ein noch älteres Brandgrab aus der Zeit ca. 700 Jahre v. Chr. Die verzierte Urne mit Deckschale, die darin gefunden wurde, befindet sich ebenfalls im Rheinischen Landesmuseum.

Wasserburg Birlinghoven

Burg Birlinghoven, Lageplan aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts
Burg Birlinghoven, Lageplan aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts

Der mittelalterliche Sitz Birlinghoven war eine im Lauterbachtal vor der Mündung des Pleisbaches gelegene zweiteilige Wasserburg, die wahrscheinlich von abziehenden Truppen des französischen Königs Ludwig XIV. geschliffen wurde. Es blieben nur kümmerliche Mauerreste übrig, und ihr Wiederaufbau als mittelalterliche Wasserburg machte unter den veränderten strategischen Bedingungen keinen Sinn mehr. Nur die Wirtschaftsgebäude blieben zum Betrieb des zur Burg gehörenden Gutes erhalten.

Burggraf Franco überträgt Berthelinghoven im Jahre 1117 an die Abtei Siegburg. Spätestens seit dem Ende des 14. Jahrhunderts war die Burg im Besitz der von Royde zu Haus Rott, und durch Heirat folgten am Ende des 15. Jahrhunderts die von Merkelsbach, genannt Allner. Mit Schloß Allner (an der Sieg) kam Birlinghoven durch Heirat im Jahr 1560 an die Merode und mit diesen wiederum durch Heirat an die von Gymnich zu Vlatten. Maria von Gymnich bringt Anfang des 18. Jahrhunderts die Burg an die von Martial zu Veynau.

Ebenfalls durch Heirat wird Anfang des 19. Jahrhunderts Landrat Wilhelm Scheven von Hennef der Besitzer der Burg, der sie seinem Schwiegersohn Appellationsgerichtsrat Karl Klostermann vererbt. Die Erben Klostermann schließlich verkaufen den Besitz für 235.000 Mark an Theodor Damian Rautenstrauch.

Die alte Burg umschloß eine größere rechteckige Vorburg und eine kleine quadratische Insel für das Wohnhaus in breiten Gräben mit mittelalterlichen Aufmauerungen (siehe Lageplan der Burg Birlinghoven). Auf der Vorburg standen und stehen heute noch zwei gegenüberliegende Fachwerkgebäude, das lange Wohn- und Wirtschaftsgebäude mit zwei Geschossen auf der nördlichen Seite aus der Zeit um 1800 und ein kürzeres Nebengebäude an der südlichen Hofseite, das im 19. Jahrhundert um eine Scheune erweitert wurde und das wohl heutige Stallgebäude darstellt.

Auf dem Platz der mittelalterlichen Burganlage ließ Rautenstrauch 1905 ein kleines Wohnhaus, das sogenannte Kavaliershaus, einen neubarocken Bau mit Mansard-Dach, errichten.