Die Angaben über die Herkunft der Minerva stammen aus dem Gutachten von Dr. Hans Peter Hilger (dem ehemaligen Leiter der Abteilung Inventarisation beim Landeskonservator Rheinland), der sich vielleicht auf das Werk von Paul Clemen "Kunstwerke des Rhein-Sieg-Kreises", Düsseldorf 1907, bezieht. Clemen listet, möglicherweise auf Grund entsprechender Aussagen der Schloßherren, die Statuen wie folgt auf: "In den Wandnischen des Saales die stark ergänzten und überarbeiteten Figuren der Athene und des Merkur, aus dem Treppenhaus des Palazzo Giustiniani-Bandini in Rom herrührend." Athene dürfte dabei mit Minerva identisch sein, denn von einer dritten Figur ist nichts bekannt. Die erwähnte Restauration der Statue kann die Ursache dafür sein, daß die zitierte blanke Stelle auf der rechten Hand der Minerva nicht mehr zu erkennen ist.
Goethe über die Minerva
Im Palaste Giustiniani steht eine Minerva, die meine ganze Verehrung hat. Winckelmann gedenkt ihrer kaum, wenigstens nicht an der rechten Stelle, und ich fühle mich nicht würdig genug, über sie etwas zu sagen. Als wir die Statue besahen und uns lang dabei aufhielten, erzählte uns die Frau des Kustode, es sei dieses ein ehemals heiliges Bild gewesen, und die Ingelesi, welche von dieser Religion seien, pflegten es noch zu verehren, indem sie ihm die eine Hand küßten, die auch wirklich ganz weiß war, da die übrige Staue bräunlich ist. Auch setzte sie hinzu, eine Dame dieser Religion sei vor kurzem dagewesen, habe sich auf die Knie niedergeworfen und die Statue angebetet. Eine so wunderliche Handlung habe sie, eine Christin, nicht ohne Lachen ansehen können und sei zum Saal hinausgelaufen, um nicht loszuplatzen. Da ich auch von der Statue nicht weg wollte, fragte sie mich, ob ich etwa eine Schöne hätte, die diesem Marmor ähnlich sähe, daß er mich so sehr anzöge. Das gute Weib kannte nur Anbetung und Liebe, aber von der reinen Bewunderung eines herrlichen Werkes, von der brüderlichen Verehrung eines Menschengeistes konnte sie keinen Begriff haben. Wir freuten uns über das englische Frauenzimmer und gingen weg mit der Begier, umzukehren, und ich werde gewiß bald wieder hingehen. Wollen meine Freunde ein näheres Wort hören, so lesen sie, was Winckelmann vom hohen Stil der Griechen sagt. Leider führt er dort diese Minerva nicht an. Wenn aber nicht irre, so ist sie von jenem hohen, strengen Stil, da er in den schönen übergeht, die Knospe, in dem sie sich öffnet, und nun eine Minerva, deren Charakter eben dieser Übergang so wohl ansteht!
Johann Wolfgang von Goethe:
Italienische Reise (13. Januar 1787)