Die Netzteile

28.10.2017

In den insgesamt sechs Netzteilen der EAI 231-RV werden alle erforderlichen Spannungen für die Konsole, die Rechenelemente und den eigentlichen Rechenbetrieb erzeugt.
Die Hauptlast tragen dabei die beiden schwergewichtigen 300V-Netzteil-Einschübe, in denen auch die Transformatoren für die Heizspannungen untergebracht sind (sechs Stück, jeweils mit den Nennwerten 6,3Vac 45A).

Innenansicht 300V-Netzteil; mächtig eingestaubt. Mittig die 6336A Doppeltrioden
© Bernd Johann
Innenansicht 300V-Netzteil; mächtig eingestaubt. Mittig die 6336A Doppeltrioden
Regelschaltung für die Netzteile: Ein Teil der Ausgangsspannung wird mit einer Referenz verglichen, Abweichungen über Ansteuerung der Gitter der Leistungstrioden ausgeglichen.
© Bernd Johann
Regelschaltung für die Netzteile: Ein Teil der Ausgangsspannung wird mit einer Referenz verglichen, Abweichungen über Ansteuerung der Gitter der Leistungstrioden ausgeglichen.

Die +/- 300V Netzteile verwenden je ein „ferroresonant power conditioner“ Modul der Fa. SOLA, das mittels Kondensator und einer weiteren Sekundärspule im Transformator eine weitgehend konstante Ausgangsspannung – hier: 390 Volt – erzeugt ( Das Prinzip wurde 1938  von Joseph Sola entwickelt, der es sich auch patentieren ließ).

Die Spannung des Moduls wird über einen Linearregler mit fünf parallel geschalteten Elektronenröhren vom Typ 6336A geführt und auf 300V eingestellt.

Als Linearregler sind auch die Netzteile für die Betriebsspannungen -200 Volt und 110 Volt ausgeführt. Für den Einsatz der EAI 231-RV werden in den Netzteilen insgesamt elf verschiedene Betriebsspannungen bereit gestellt.

Inbetriebnahme des 110 Volt Netzteils Type 10.017 mit Heiztransormatoren aus dem 300 Volt Einschub Type 10.154
© Bernd Johann
Inbetriebnahme des 110 Volt Netzteils Type 10.017 mit Heiztransormatoren aus dem 300 Volt Einschub Type 10.154

28.11.2017

E-Mail vom 12.11.2017    

Lieber Herr Winzer,

 

in der Kölner Werkstatt ist es mir mittlerweile gelungen auch die großen 300V-Netzteile des EAI 231-RV Analogrechners wieder in Betrieb zu nehmen (siehe Fotos). Das ist die gute Nachricht.

Die weniger gute: Die Transformatoren sind primärseitig  überwiegend nur für 115 Volt eingerichtet (es ist keine weitere Wicklung für 230V vorgesehen). Das hatte mich etwas überrascht, denn EAI war bereits Ende der 1950er Jahre massiv auf dem europäischen Markt vertreten und hatte seine Maschinen auch für die landes-üblichen Strommnetze ertüchtigt.   

Betrieb des 45 kg schweren 300V-Netzteils Type 10.154, das die Anodenspannung für die Rechneverstärker erzeugt.
© Bernd Johann
Betrieb des 45 kg schweren 300V-Netzteils Type 10.154, das die Anodenspannung für die Rechneverstärker erzeugt.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass im hinteren Teil des Rechners entsprechend  (Spar-) Transformatoren eingelassen sind – dazu müssten wir die ganze Anlage mal etwas nach vorne ziehen (was sowieso irgendwann dran ist). Ansonsten haben wir es mit einem echten Amerikaner zu tun.

Welche Art Stromanschluss stünde denn perspektivisch im Durchgang des Gebäudes C zur Verfügung?
Die  mir vorliegenden Dokumentationen empfehlen einen Betrieb an zwei Phasen; das Problem sind aber die enormen Einschaltströme.

 

An der EAI Pacer 700 - einem ähnlichen Projekt - haben wir deshalb seinerzeit eine dritte Phase verlegt und damit die Lüfter und Thermostaten betrieben; das hat das Bild der Gesamtlast etwas harmonisiert. Würde ich hier auch so machen; heisst aber: Wir bräuchten auf jeden Fall Drehstrom.

 

Viele Grüße

Bernd Johann

Fünf Doppel-Trioden in Betrieb mit einer möglichen Maximalleistung von 600 Watt.
© Bernd Johann
Fünf Doppel-Trioden in Betrieb mit einer möglichen Maximalleistung von 600 Watt.

Die Netzteile vor und nach der Restaurierung

Die nebenstehenden Bilder zeigen – einmal vor, einmal nach der Instandsetzung - die beiden Netzteile für die Referenzspannungen (+100 Volt/ -100 Volt), mit denen auch ein wesentliches Merkmal des Analogrechnens zu Tage tritt: 
Zahlen und Zustände werden in einem Analogrechner durch die wert- und zeitkontinuierliche Höhe einer elektrischer Spannung repräsentiert (hier: zwischen – 100 Volt … + 100Volt).
Die verarbeiteten Größen innerhalb einer Rechnung, alle Rechnerkomponenten sowie Ein- und Ausgaben beziehen sich auf diese Referenzspannung, deren Stabilität somit auch ein entscheidendes Kriterium für die Rechengenauigkeit einnimmt.

Mit dem technologischen Wandel von Elektronenröhren zu Transistoren ging übrigens auch ein Wechsel dieses häufig auch als Arbeitsspannung bezeichneten Referenzwertes von 100 V auf 10V einher.
Eine der wenigen Ausnahmen ist die EAI Pacer 700, die, noch in den 1970er Jahren beim DLR für die Simulation von Aerospace-Aufgaben beschafft, ebenfalls mit +/-100 Volt  rechnet – voll-transistorisiert.
(Das einzig verbliebene Exemplar einer EAI Pacer 700 befindet sich im Analogrechner-Museum in Bad Schwalbach:

http://www.analogmuseum.org/english/collection/eai/pacer_700/

Netzteil für die Refernzspannung 100 Volt innen, vor seiner Instandsetzung.
© Bernd Johann
Netzteil für die Refernzspannung 100 Volt innen, vor seiner Instandsetzung.
Netzteil für die Refernzspannung 100 Volt innen, nach seiner Instandsetzung.
© Bernd Johann
Netzteil für die Refernzspannung 100 Volt innen, nach seiner Instandsetzung.
Leistungstrioden im Referenzspannungs-Netzteil in Betrieb. Der Heizstrom allein dieser beiden Röhren liegt bei 15 Ampere.
© Bernd Johann
Leistungstrioden im Referenzspannungs-Netzteil in Betrieb. Der Heizstrom allein dieser beiden Röhren liegt bei 15 Ampere.